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Der Flugplatz Werneuchen, keine 20 km von Berlin entfernt, ist ein friedlicher Ort mit verheerender Geschichte. Ehemals ein eingezäuntes und streng überwachtes Sicherheitsobjekt verwächst der verlassene Flugplatz heute mehr und mehr mit seiner Umwelt.
Als ehemaliger Stützpunkt der deutschen Luftwaffe (vor dem zweiten Weltkrieg) und sowjetischer Aufklärer (nach der Teilung Deutschlands) wartet der Flugplatz, der nicht mehr militärisch genutzt wird, auf eine neue Identität, die ideologische, sprachliche und territoriale Risswunden heilen könnte. Diese Identität wird ihm heute, fast 20 Jahre nach der Wende, für kurze Zeit gewährt: Die vor Ort entstandenen temporären Arbeiten der Studierenden der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Fachgebiet Bildhauerei, erforschen das Gelände, interpretieren seine Architektur und setzen sich mit seiner Geschichte und Gegenwart auseinander.

Im Gegensatz zur Archäologie, die sich von den Kadavern der Geschichte nährt, versucht Raumforschung, wo möglich, das Leben zu entdecken und es dem toten Schein gegenüberzustellen: Aus einem der Hangars ertönt live altkirchlicher Gesang - doch Asphalthunde bewachen seinen Eingang, körperlose Kleider lassen die längst Fortgegangenen erahnen, während ortsansässige Hirsche auf ihre Doppelgänger aus Zement glotzen.

Gleichzeitig wird das Leben auf die Architektur rückprojiziert: alte Notation an der Wand werden auf poetische Weise erneuert, Schlafanzüge Träumender spiegeln sich im Fensterglas wider, familiäre Erinnerungen an das Gelände nehmen vor Ort luftige Gestalt an. Damit beweist die Ausstellung ihre Vermittlungsrolle zwischen Erlebnis und Rekonstruktion und schlägt die Brücke zwischen Werneuchener Leben und Berliner Phantasie.

Projekt: Prof. Berndt Wilde

Projektbetreuung: Yves Mettler, Doreen Uhlig

Besten Dank für die Unterstützung an Rainer Düvell,
Prof. Herbert Grüner und der Branderburgische Bodengesellschaft